Chronik
In Scheuring bestand bereits im Herbst des Jahres 1957 eine Trachtengruppe, zu der sich etwa ein Dutzend junger Leute zusammengeschlossen hatten. Sie sahen das Platteln in der Tracht zum ersten Mal bei der Hochzeit des Georg Schmid, der nach Scheuring heiratete. Es gefiel ihnen so gut, dass sie sich zusammengetan haben, um es zu lernen. Georg Schmid war zu dieser Zeit in Merching beim Trachtenverein „Bayermünching“ zweiter Vorstand.
So traf man sich an den Abenden der Wintermonate des Jahres 1957 in der guten Stube des Schorsch, die Merchinger schickten ihre Vorplattler Bruno Meier und Manfred Bittl herüber und es wurde mit Fleiß und Eifer geübt. Bald darauf kleideten sich die ersten schon mit der Miesbacher Gebirgstracht ein, dem Altbayerisch-Schwäbischen Gauverband entsprechend. Es dauerte nicht lange und die Jugend des Ortes begann, sich für den werdenden Verein zu interessieren: Die Zahl der Aktiven nahm zu. Am Ostermontag, den 7. April 1958 war es soweit, dass im Gasthaus Klarer die Gründungsversammlung abgehalten werden konnte, zu der auch der damalige Gauvorstand Willi Wenzl erschien. Die Gaststube war voll besetzt, von den über 70 Anwesenden traten während des Gründungsaktes 40 Personen dem aus der Taufe gehobenen Vereins bei. Zu ihrem Vorstand wählten sie Josef Süßmair. Schon im Herbst 1958 (5. Oktober) zeigte sich der Verein so gefestigt, dass er im Altbayrisch-Schwäbischen Gauverband Aufnahme fand. An die Veranstaltung von Gartenfesten, die meist im Garten des „Steberbauern“ oder beim Gastwirt Klarer abgehalten wurden, gingen die Aktiven und die Vereinsgönner mit viel Idealismus heran. Die Bevölkerung besuchte sie stets gerne und zahlreich und so konnte sich der junge Verein das finanzielle Überleben sichern.
Am 23. November 1960 beschloss der Trachtenverein unter seinem Vorstand Süßmair und auf Initiative von Florian Walch, eine Trachtenkapelle zu gründen, woraufhin sich nur wenige Tage später 19 Musiker zu einer Musikprobe zusammenfanden. Als Dirigent konnte Fritz Wilhelm Fröhlich aus Klosterlechfeld gewonnen werden. Die nachfolgenden Musikproben kosteten Fleiß, Eifer und Mühe, aber das erste Auftreten bei der Fronleichnamsprozession war gelungen. Im Jahr 1962 erfolgte dann der Eintritt in den Musikbund von Ober- und Niederbayern. Im Herbst desselben Jahres wurde Johann Wiedemann zum ersten Vorstand gewählt. Zugleich begann man mit den Vorbereitungen zur Fahnenweihe. Die Patenschaft übernahm der uns nahe stehende Nachbarverein „Bayermünching“ Merching.
Der Festzug, angeführt von unserer Trachtenkapelle wird so manchem noch in Erinnerung sein, da alle Festzugteilnehmer durch einen wolkenbruchartigen Regen überrascht wurden.
Schon ein Jahr später konnte die rührige Trachtenkapelle das Bezirksmusikfest des Bezirkes Lech-Ammersee durchführen. Unter der Leitung von Dirigent Fröhlich, Vorstand Johann Wiedemann und Musikerobmann Jakob Freudenthaler wurde auch dieses Fest ein voller Erfolg für den Verein.
In den folgenden Jahren wurden fast alle Trachtenfeste im Gau mit dem immer stärker werdenden Verein besucht.
Anlässlich des 10jährigen Bestehens der Trachtenkapelle konnte 1971 das erste Musikertreffen mit Bezirkstrachtenfest durchgeführt werden. Die Ausrichtung des Gautrachtenfestes 1977 war die Belohnung und Krönung der erfolgreichen Vereinsarbeit in den zurückliegenden Jahren. Nach Gründung der Volksmusikgruppe „Scheuringer Stubenmusi“ konnte 1980 das Gauvolksliedersingen und –musizieren nach Scheuring geholt werden.
Durch die gute Zusammenarbeit des Vereins mit der Kapelle wurden viele Jugendliche gewonnen. Gemeinsame Heimatabende in vielen Festzelten inner- und außerhalb des Landkreises machten unseren Verein bekannt und beliebt. Theateraufführungen, Waldfeste, Maibaumaufstellen, Bezirksjugendtage und Wertungsplatteln prägten das Vereinsleben.
Auf Initiative der im Jahr 1982 amtierenden Vorstände Wilfried Gebauer und Andreas Steber wurde durch den unermüdlichen Einsatz zahlreicher Helfer die baufällige örtliche Gemeindegefrieranlage umgebaut. Ein eigenes Vereinsheim für Plattlerproben und gemütliche Zusammenkünfte war geschaffen.
Trotzdem war dies für die Trachtler kein Grund, das Vereinsleben ruhiger angehen zu lassen, denn man blickte auf eine 25jährige Vereinsgeschichte zurück, die in einem würdigen Rahmen festlich gefeiert werden sollte. Schon wenige Monate nachdem man nun sesshaft geworden war, präsentierte sich der gewachsene Verein mit einem mehrtägigen Jubiläumsfest im Juli 1983.
Mit Hilfe des Heimatpflegers Franz Haas erforschte man anhand alter Fotografien das bodenständige G’wand, das früher wirklich in Scheuring getragen wurde und versuchte, dieses originalgetreu zu rekonstruieren. In unbeschreiblich mühevoller Kleinarbeit konnte durch die selbstlose Unterstützung der Vereinsnäherin Anni Magg das historische G’wand Alt-Scheurings nachgefertigt und am 5. Oktober 1985 in Verbindung mit einem Heimatabend der Öffentlichkeit vorgestellt werden. Damals begann auch die Planung für eine neue Trachtenstube im Rahmen des Neubaus einer Mehrzweckhalle in Scheuring, da sich das bisher genutzte Heim im Laufe der Zeit als räumlich beengt erwies. Im Oktober 1989 wurde erstmals selbst Hand angelegt. Durch zahlreiche freiwillige Arbeitsstunden und selbstlosen Einsatz der Mitglieder war ein neues Trachtenheim im Entstehen. Nach zweijähriger Bauzeit konnte am 23. November 1991 die Eröffnung gefeiert werden. Stolz präsentierte 1. Vorstand Benedikt Steber den anwesenden Gästen das geschaffene Werk: Die kunstvolle Holzdecke und helle Massivmöbel sorgen für eine gemütliche Atmosphäre; auf über 100 m² bieten Aufenthalts- und Probenraum, drei Abstellräume sowie eine kleine Küche ideale Bedingungen für die Aktivitäten des Vereins.
Lange währte auch diesmal die "Ruhephase" nicht, die sich der Verein gönnte, denn die über 30 Jahre, die der Verein "auf dem Buckel" hatte, merkte man weniger an den Mitgliedern, als an dem treuesten Begleiter jeglicher besuchter Veranstaltungen - nämlich unserer Fahne. Sie zeigte tiefe Wunden, die man zwar notdürftig behandeln, jedoch nicht hätte heilen können. So wurde der Beschluss gefasst, das treue Stück von nun an zu schonen und sich eine 2. Fahne zuzulegen. Der Grundstock für die festliche Weihe dieser Fahne 1994 war gelegt. Wie viele Kilometer abgefahren wurden, wie viele Sitzungsstunden abgesessen wurden, ist nicht mehr zu dokumentieren. Rückblickend war es auch nicht mehr der Schweiß der in Erinnerung blieb, sondern ein überaus gelungenes Trachtenfest, das mit bereichert wurde durch unseren Paten- und Bruderverein: den "Bayermünchingern" auch Merching.
Drei Jahre später, 1997, durften wir ein ähnliches Fest erneut erleben. Diesmal jedoch nicht als ausrichtender Verein, sondern es wurde uns die hohe Ehre angetragen, dem Trachtenverein Mering bei deren Fahnenweihe Pate zu stehen.
Diese Ereignisse, denen wir heute noch sehr verbunden sind, zeigten erneut, dass - wie bei der Gründung 1958 - auch heute noch eine besonders langjährige enge Freundschaft den Trachtenbezirk Mering zusammenhält und dies sicherlich Grundstock für viele weitere Jahre gemeinsamer Hoagarten, Heimatabende, Ausflüge und etliches mehr sein wird.
Mai 2008
Vorstände des Heimat- und Volkstrachtenvereins:
1958 – 1962 Josef Süßmair +
1962 – 1979 Johann Wiedemann +
1979 – 1985 Wilfried Gebauer
1985 – 1987 Willi Grundler
1987 – 1997 Benedikt Steber
1997 – dato Günter Reitmeier